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Bei'm Sterben eines Freundes
Seine güt'ge Treue, seine Freude, sein Verlass
Und sein Leiden, sein durchseelter Friedensblick:
Soll denn gänzlich sterben, schwinden alles Das?!
Soll nun untergeh'n solch Herzenstrost und -glück?!
Wie mag ich es tragen, meinen Freund vergeh'n zu seh'n?
Ist sein Sterben nich auch meiner Hoffnung Sarg?
Grausamm, in Vergänglichheit allein zu steh'n!
Grau verwest, was so viel Liebe in sich barg!
Und die Liebe selbst? wird sterben sie mit ihm vereint? -
Ist das Einende der Freundschaft denn ein Rand,
Der als Grenze zwischen ihnen hohl erscheint?
Einend ist die Freunde stets das selbe Band!
Also stirbt die Liebe nicht mit ihm, denn hier in mir
At'met weiter sie als uns're einigheit.
Was der Freund an Güte uns getan - auch Dir! -
Das wird labend bei uns sei'n für alle Zeit.
So als lebend', labend' Güte unser Freund er bleibt,
Und der Liebe Schöpfung immerfort besteht.
Dann auch, wenn die Frist uns selbst zu'm Sterben treibt.
Denn der Freund, der einst zu uns'rem Grabe geht,
Wird erkennen dieser selben Liebe ew'ges Gold,
Das auch ihn und seine Ahnen laben wird.
Nur der Leib stirbt; Liebe bleibet ewig hold;
Sie allein führt wahr und ist der gute Hirt'.
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