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Wertegefängnis
Ein Wert: dunkles Empfindungsverbündnis.
Wo her? Vergessen! Wo hin? Nicht bewusst!
Des Ahnens und unbedingt’ Wollens Gewiss
Dich immerzu ohne Begründung nur heißt: “Du musst!”
“Missachte ihn!” - “Ich kann nicht!” -
“Wie so?” - “Das mag ich nicht sagen!” -
“Du vermutest ein Weh dem, der ihn zerbricht,
Und so bleibst gefangen. Den übertritt wagen
Sollst Du, denn erst durch die Tat
Beweisest Du seine Eingeschränktheit!” -
“Und doch nicht befolgen mag ich diesen Rat!” -
“Dann nicht war genügend lang Deine Leidenszeit,
Denn endlich ein Gram einen Willen zerbricht,
Denn Einsicht in’s Übel ist Leids gute Kraft;
Und ist er hin, siehst besserer Werte Du Licht,
Und wandelst fortan in erhabener Freigeistschaft!”
Dann Wert: lichtreicher Empfindungsschatz.
Wo her? Aus Einsicht! Wo hin? Zu’r Lieb’!
Niemals verfällst Du mehr töriger Schattenhatz;
Wandle zu’r Güte, die alleinig übrig Dir blieb!
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