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Richtungsversuche III
Der Begehr, ohne Sorge zu sei’n…
Er lechzet, erfüllt zu werden.
Also ist Leere er, voll der Pein,
Und umlagert von Mängelherden…
Er gebiert sie selbst aus einem Nicht;
Sie sind wie er, sind seine Kinder…
Dir träumt als Kind, er sei Dein eig’nes Licht;
Du weißt als Greis, er ist Dein eig’ner Schinder.
Du fühlst mit ihm, doch bist nicht er.
Du giebst ihm Liebe; er Dir Leiden
Und Angst. Er macht Dir ’s Leben schwer:
Du sollst ihn Nimmersatt stets weiden!
Was bist Du aber ohn’ Begehr?
Wo ist Dein Reich, das ohne Sorgen?
Wenn Du ein Weltling nimmermehr,
Dann bist in Fülle Du geborgen.
Wie aber kommst Du in die Fülle ein?
Anders gefragt: Wie denn der Welt entrinnen?
Wollt’st Du begehren, ohn’ Begehr zu sei’n?
Welch Sinn wär’ ohne Welt denn zu ersinnen?
Wir kamen in die Welt --- durch Fehl?
Wär’ dieser nicht der Jen’ge uns’rer Ahnen?
Wieso ist uns’re Welt so tot und scheel?
Und hohlen Traum nur künden alle Fahnen…
Lass’, Freund, Dich sinken ein in Stillezeit:
Begehrlos dulde uns’rer Welten Leere…
Sie ist Begehres Traumeskörpers Kleid;
Es lastet auf Dir, Seel’, mit toter Schwere.
Verklag’ es nicht, denn ’s ist nicht wahr!
Was wahr ist, das wird treu Dich lieben.
So ohn’ Begehr reich’ selber Liebe dar
Dem, das Dir ohne Welt geblieben.
Dies strahlt in jedem Menschen Dir
Entgegen; unsichtbar, und ohn’ Töne…
Es at’met golden ohne Sinne schier
Und eint zu’m Sohne alle Töchter, Söhne…
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